You Say Talent Crisis, I Say Exclusion Problem

Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge meines Podcasts!
Heute wird’s ein bisschen provokant – oder sagen wir: unbequem ehrlich.

Denn wir sprechen über ein Thema, das mich seit meinem Berufseintritt begleitet –
in den Medien, in Unternehmen, bei politischen Diskussionen – der Fachkräftemangel.

Ich weiß nicht, wie es dir geht… aber ich kann’s nicht mehr hören.
Nicht, weil es kein Thema ist – sondern, weil ich denke:
Wir sprechen über das falsche Problem.

Der Mythos Fachkräftemangel

Die These heute:
Es gibt keinen Fachkräftemangel – es gibt ein Exklusionsproblem.
Oder sagen wir: Der Mangel ist hausgemacht.

Denn während wir überall vom leeren Arbeitsmarkt reden,
schließen wir gleichzeitig systematisch Menschen aus
durch starre Anforderungen, durch klassische Bewerbungsprozesse, durch Denkblockaden in Unternehmen.

Und das ist kein Hirngespinst. Ich höre das nicht nur von einer Person.
Wenn ich mich in meinem Netzwerk umhöre – HR, Psychologie, Diversity –
höre ich immer öfter: „Die Leute sind da. Aber die Strukturen lassen sie nicht rein.“

New Work, Same Old Mindset?

Wir reden von New Work – Flexibilität, Purpose, Diversität.
Aber was erlebe ich im Recruiting?

➡️ Immer gleiche Muster.
➡️ Immer gleiche Tools.
➡️ Immer gleiche Vorstellungen davon, wer „gut“ ist.

Und wenn mal jemand nicht zu 100 % ins Raster passt,
dann heißt es: „Nicht geeignet.“
Ehrlich: Wer ist denn wirklich zu 100 % geeignet?

Verantwortung umdrehen

Was mich besonders stört:
Wir machen die Bewerber*innen verantwortlich.
„Die Qualität der Bewerbungen ist gesunken…“ – ja, vielleicht.
Aber was heißt das eigentlich?

Vielleicht bedeutet es auch einfach nur:
Menschen passen nicht mehr in die alten Strukturen.

Dann ist doch nicht die Lösung, weiter zu jammern,
sondern endlich anzufangen, Menschen weiterzubilden.
Mit dem zu arbeiten, was da ist.

„Hire for attitude, train for skills“ –
dieser Satz ist so alt, dass er schon eingerahmt im Museum hängt.
Aber leben tun ihn die wenigsten.

Mut zu neuen Wegen

Was fehlt, ist Mut.
Mut, Recruiting neu zu denken.
Nicht nur mit KI-gestützten Tools und automatisierten Lebensläufen,
sondern mit einer echten Haltung dahinter.

Warum werden Recruiter nicht geschult,
wie man Potenzial erkennt, statt nur Passgenauigkeit?
Warum schulen wir nicht unsere Führungskräfte,
wie sie Barrieren abbauen, statt neue zu schaffen?

Führung braucht Weitblick

Weil: Recruiter wissen genau,
welche Bewerbung intern ein Kopfnicken bekommt –
und welche für ein Augenrollen sorgt.

Wer Vielfalt will, muss den Blick weiten.
Nicht bei den Bewerber*innen –
sondern auf Unternehmensseite.

Und das muss von oben getragen werden.
Stelleninhalte überdenken. Kriterien überdenken. Haltung überdenken.

Der Markt ist nicht leer – er ist eng.

Und zum Schluss ein Gedanke zum Mitnehmen:
Der Arbeitsmarkt ist nicht leer. Er ist eng.
Und das ist ein Unterschied.

Wir haben keinen Mangel an Menschen.
Wir haben einen Mangel an offenem Denken.
Und an mutigem Handeln.

Fachkräftemangel ist keine Naturkatastrophe.
Er ist das Ergebnis jahrzehntelanger Versäumnisse.
Aber – und das ist das Gute –
was hausgemacht ist, lässt sich auch ändern.

Also:
Lasst uns anfangen. Strukturen aufbrechen. Räume schaffen. Und endlich die Menschen reinlassen, die schon längst vor der Tür stehen.

Cheerio und bis zur nächsten Folge! 🎧

Nach oben scrollen
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner